Premierenlesung von “Totenkammerwald” in Wolfert, Sonntag vor drei Tagen.
Wer es schon immer wissen wollte: Wolfert gehört zu Hellenthal, ist eines dieser reizenden Dörfleins, die sich über die Eifelhöhen verstreut finden, und hat eine der besten Bibliotheken der Region. Wurde mir zumindest gesagt, und auch bei näherem Hinsehen konnte ich nichts finden, das diesem Eindruck widersprochen hätte. 4 winzige Räume (plus Toilette) voll mit allem, was der Leselaune der Eifeler förderlich sein könnte. Und der Laden brummt: Zu den Ausleihzeiten bekommt man kaum noch einen Stehplatz, und wenn man bis zu 350 Ausleihen in 2 Stunden hinbekommt (ich hoffe, ich habe mir die Zahlen richtig gemerkt), dann ist das schon recht wacker.
Es wurde dann auch eine rauschende Ballnacht: der Laden war voll, die Stimmung toll, die Bibliothekare rannten mit jahreszeitlich angesagtem, aber von der Temperatur her gänzlich überflüssigem Glühwein umeinand, und doch…
Vielleicht ist es der Albtraum jedes Krimiautors, vielleicht auch nur meiner, aber leider wurde er wahr. Er kam nur rein und sprach von 850 Überstunden, die er habe, und ich wußte sofort, woran ich war: In der ersten Reihe saß eine veritabler Kripohauptkommissar aus Köln, der mich die ganze Zeit unausgesetzt und sehr konzentriert ansah. Als Autor ist man ja oft in der Verlegenheit, über Sachen zu dozieren, von denen man höchstens eine rudimentäre Ahnung hat, aber das war heftig. Allerdings scheine ich doch nicht soo viele Schnitzer gemacht oder die kritischen Stellen der Einfachheit halber weggelassen zu haben, denn er sinnierte hinterher nur darüber, ob die Art und Weise, wie ich die Spurensicherung in der Eifel geschildert habe, vielleicht doch nicht so unrealistisch sei, wie er es beim ersten Hören gedacht hatte. Es ist also doch von Vorteil, wenn die Gegend, die man literarisch zu verewigen sucht, in jeder Hinsicht einen ausgesprochen schlechten Ruf genießt.
So, und inzwischen ist auch in der Kölnischen Rundschau, Eifelausgabe, Seite (gefühlt) 38, ein Artikel, immerhin mit Bild, erschienen. Ich darf mich jetzt also zur lokalen Prominenz zählen – welch tolles Gefühl!
Oder auch nicht. Vorbei ist es, sich im Verkehr schlecht zu benehmen – ein potentieller Käufer könnte verschreckt werden. Sich im Supermarkt vordrängeln – wie gut, daß ich es sowieso nie tue, denn wie schnell verbreiten sich schlechte Neuigkeiten hier auf dem Lande. Es gilt also, was schon Cornelia Scheel Hella von Sinnen zuraunte, als in einem Münchener Hotel der Fahrstuhl steckenblieb und sie vermuteten, Frank Elstner stecke mit einer Batterie Versteckter Kameras dahinter: